Thought Leadership

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Eckhart Hilgenstock
KI am wichtigsten für Wirtschaftswachstum

Von DC Mitglied Eckhart Hilgenstock*

Künstliche Intelligenz ist der größte Hebel, den Unternehmen selbst in der Hand haben, um sich dem wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands zu entziehen, ohne das Land verlassen zu müssen. Auf die großen Hürden wie die ausufernde Bürokratie oder die viel zu hohen Energiekosten können die einzelnen Firmen keinen direkten Einfluss nehmen, aber der KI-Einsatz im eigenen Betrieb zur Produktivitäts­steigerung und Kostensenkung liegt allein in der Hand der Unternehmen.

VereinzeltenStimmen, wonach der KI-Boom am Abflachen sei, ist zu widersprechen. Unternehmen, die sich durch solche Meldungen verleiten lassen, nicht in KI-Systeme zu investieren, gefährden ihre Wettbewerbsfähig­keit. Es sei daran erinnert , dass es auch beim Aufkommen von PC und Internet in den Anfangsjahren immer wieder Bedenkenträger gab, die beides für vorübergehende Erscheinungen ohne ernsthafte Auswirkungen hielten. Diesen Fehler gilt es diesmal zu vermeiden.

Anhand vieler eigener Projekte, die ich als Führungskraft auf Zeit geleitet habe, weiß ich um die enormen Produktivitäts- und Kostenvorteile von KI. Wir reden nicht von nebulösen Marketing­versprechungen oder einer abstrakten Neuausrichtung auf die Zukunft, sondern von einer handfesten Rendite, die sich bereits innerhalb von anderthalb Jahren einstellt, wenn man es richtig anstellt. Es sei beispielhaft auf die KI-Unterstützung im Vertrieb hingewiesen, wo in der Regel schon in weniger als sechs Monaten Neukunden gewonnen werden. Neue Interessenten identifizieren, Leads priorisieren, Aufgaben entlang der Customer Journey automatisieren, Vertriebsmitarbeiter entlasten, Vorhersagen über Kaufentscheidungen treffen – die Liste der Ansatzpunkte für KI im Business Development ist lang. Dutzende von Best-Practice-Beispielen finden sich in meinem Buch „KI-Einsatz in Unternehmen: Chancen, Risiken, Erfolge“ (ISBN 978-3-98674-114-3).

Weitere Problemfelder: Bürokratie, Energie, Demografie, Politik

Natürlich ist der Wirtschaftsstand Deutschland durch viele Probleme belastet , die keineswegs durch verstärkten KI-Einsatz zu lösen sind. Bei einer Umfrage unter 550 Interim Managern, die dem Buch „Wirtschaftswende jetzt!“, an dem ich mitgewirkt habe, zugrunde liegt, haben 80 Prozent die überbordende Bürokratie als größtes Übel genannt. An zweiter Stelle stehen die hohen Energiekosten, die 61 Prozent der Befragten als gravierende Hürde für die wirtschaftliche Gesundung des Landes sehen (Mehr­fach­nennungen waren erlaubt). An vierter Stelle nach dem demografischen Wandel steht mit 59 Prozent das mangelnde Verständnis der Politik für die Belange der Wirtschaft.

So gravierend diese Probleme sind, steht ihnen die Unternehmenswelt praktisch machtlos gegenüber. Selbst eine Standortverlagerung überwindet die größte Hürde, die Bürokratie nicht, jedenfalls nicht, wenn die Firmen innerhalb der EU bleiben. KI ist kein Allheilmittel, aber sie kann Unternehmen helfen, trotz Standortnachteilen über Wasser zu bleiben.

KI als Wachstumsmotor

Für Unternehmen, die Künstliche Intelligenz als einen maßgeblichen Motor für den eigenen wirtschaft­lichen Aufschwung nutzen wollen, gibt es eine ganze Reihe von Erkenntnissen aus der Umfrage, die im Buch „Wirtschaftswende jetzt!“ nachzulesen sind.

Dazu gehört: Man sollte ein KI-Projekt nur dann starten, wenn es einen Break-Even innerhalb von anderthalb Jahren verspricht. Das sehen 28 Prozent der im Rahmen der Studie befragten 550 Interim Manager so. 51 Prozent räumen immerhin eine maximale Frist von drei Jahren ein. Die langfristige Perspektive, die bei den meisten IT-Projekten angesagt ist, lohnt sich bei KI aufgrund der raschen Entwicklung derzeit jedenfalls nicht, heißt es im Buch.

Das stellt keine Empfehlung für einen Blindflug dar. So raten 88 Prozent der befragten Interim Manager zu einer frühzeitigen Zielfestlegung bei der KI-Einführung im Unternehmen. Für 80 Prozent (Mehrfachnennungen waren erwünscht) steht die Definition der Anwendungsfälle im Vordergrund – und diese sollten sich kurzfristig lohnen. 79 Prozent empfehlen den Start mit einem Pilotprojekt, das anhand der Ergebnisse optimiert wer-den sollte (78 Prozent), bevor es in der Organisation größer ausgerollt wird (55 Prozent). In diesem Zuge sollte ein KI-Team im Unternehmen aufgebaut werden.

* Eckhart Hilgenstock zählt zu den meistgefragten Interim Managern in Deutschland. Unternehmen holen ihn regelmäßig als Führungskraft auf Zeit in den Betrieb, wenn es um die Themen profitables Wachstum und Vertrieb sowie Digitalisierung und den KI-Einsatz in Organisationen geht. „Eckhart Hilgenstock gilt als Vorzeigetyp der Branche“, schrieb die WirtschaftsWoche über ihn. Seine Erfahrungen hat er u.a. gesammelt als General Manager EMEA Sales Global Accounts bei Microsoft sowie zuvor als Managing Director DACH bei Lotus Development und IBM Deutschland. Eckhart Hilgenstock ist Mitglied im Diplomatic Council, einer globalen Denkfabrik mit Beraterstatus bei den Vereinten Nationen (UN) und Autor des Buches „KI-Einsatz in Unternehmen: Chancen, Risiken, Erfolge“ (ISBN 978-3-98674-114-3), das im Verlag des Think Tank er­schienen ist. Die Diplomatic Council Future Academy hat ihm den Titel „Top Interim Manager 2025“ verliehen.