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exponentielles Wachstum
Was heißt exponentielles Wachstum beim Coronavirus?

Zur Veranschaulichung von exponentiellem Wachstum gibt es eine uralte Geschichte von zeitloser Gültigkeit:

Vor langer Zeit wurde in Indien das Spiel Schach erfunden, das auf einem Brett mit 64 Feldern gespielt wird. Der Indische Kaiser Sheram wollte den Erfinder dieses Spieles, Zeta, belohnen, da er großen Gefallen an dem Spiel gefunden hatte. Zeta sollte als Belohnung einen Wunsch äußern und dabei nicht zu bescheiden sein. Dieser sagt darauf: „Gebieter befiel, mir für das erste Feld des Schachbrettes 1 Reiskorn auszuhändigen, 2 Körner für das zweite Feld, 4 für das dritte und für jedes weitere Feld doppelt so viele Körner wie für das vorhergehende“. Der Kaiser fühlte sich gekränkt, da ihm das Ausmaß des Wunsches noch nicht bewusst war. Viele Menschen sind heute augenscheinlich genauso schlau wie einst Kaiser Sheram.

Rechnen wir: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, 512, 1.024, 2.048, 4.096, 8.192, 16.384, 32.768, 65.536, 131.072, 262.144, 524.288, 1.048.567…

Auf dem 64. Feld liegen dann 9.223.372.036.864.775.808, also 9 Trillionen, 223 Billiarden , 372 Billionen, 36 Milliarden, 864 Millionen, 775 Tausend, 808 Reiskörner.

Auf allen 64 Feldern zusammen befinden sich 18.446.744.039.484.029.952, also 18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 39 Milliarden, 484 Millionen, 29 Tausend, 952 Reiskörner.

306.000 Millionen Tote

Auf die Pandemie übertragen entspricht dies einem einzigen infizierten Menschen und einer Ansteckungsrate von 2 (jeder Infizierte steckt zwei Menschen an). Derzeit gibt es in Deutschland rund 145.000 Infizierte und eine momentane Ansteckungsrate von 0,9 (wir waren schon bei 0,7). Solange die Rate unter 1 ist, verursachen die Infizierten weniger Neuinfektionen, bei über 1 mehr Neuinfektionen, bei 2 gilt die „Schachbrett-Formel“. Allerdings reden wir bei der aktuellen Pandemie nicht von Reiskörnern, sondern von Menschen. Nehmen wir die in Deutschland gemessene Sterblichkeitsrate von rund 3,4 % an; in einigen Ländern wird sie niedriger sein, in vielen höher. Die Weltbevölkerung umfasst nicht 18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 39 Milliarden, 484 Millionen, 29 Tausend, 952 Menschen, sondern „nur“ 7,79 Milliarden Menschen. Wenn 3,4% davon sterben, entspricht das 306 Millionen Toten.

Zum Vergleich: Die Spanische Grippe hat rund 50 Millionen Menschen das Leben gekostet, etwa ebenso viele Menschen sind im Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen. Die Pest hat rund 25 Millionen Menschen dahingerafft.

Mal ehrlich: Die meisten von uns hätten genau wie einst Kaiser Sheram das exponentielle Wachstum unterschätzt, wenn wir ganz ehrlich sind, nicht einmal verstanden.

Weitere interessante und nützliche Informationen rund um das Thema finden sich im Buch "Pandemie - Die Welt im Corona-Krieg“, das im Verlag des Diplomatic Council erschienen ist: https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID147792162.html